Wie kann Armut effizient bekämpft werden, fragte sich der Bangladeschi Mohammed Yunus vor mehr als dreissig Jahren und beantwortete die Frage gleich selbst: Man gibt den Ärmsten einen Kredit, damit sie sich eine Kuh kaufen oder ein Geschäft eröffnen können, um Geld zu verdienen. Die Idee der Mikrokredite, also Kleinkredite für solche Menschen, die zu arm sind, um bei herkömmlichen Banken einen Kredit zu bekommen, war geboren. Yunus gewann den Nobelpreis, die Idee wurde in die ganze Welt exportiert und galt jahrelang als DIE Methode, um Armut zu reduzieren.
Doch seit einiger Zeit stehen Mikrokredit-Organisationen in der Kritik. Sie würden zu hohe Profite auf Kosten der Armen machen, heisst es beispielsweise. Indien ist ein Beispiel dafür. Dort steckt die Mikrokredit-Industrie seit vergangenem Herbst in einer tiefen Krise. Vor allem im Bundesstaat Andhra Pradesh sieht es schlecht aus. Die meisten Kreditnehmerinnen haben aufgehört ihre Schulden zurück zu zahlen und die Regierung hat eine strenge Verordnung erlassen, um die Mikrokredit-Institute an die Kandare zu nehmen.
Echo der Zeit vom 23.12.2010