Am letzten Montagmorgen sind eine palästinensische Mutter und ihre vier Kinder in Beit Hanun im Norden des Gazastreifens getötet und zwei weitere Kinder verletzt worden, während in der Gegend israelische Granaten einschlugen. Bei den Toten handelt es sich um die 40-jährige Miasar Abu Megteg, die 6-jährige Rudina, die 3-jährige Hana, den 5-jährigen Saleh und den 15 Monate alten Musab. Auch Ibrahim Hajuj, ein 24-jähriger Kämpfer des Islamischen Jihad, sowie ein Passant kamen bei dem Vorfall ums Leben. Hamas-Sprecher erklärten, eine israelische Panzergranate sei in dem Haus eingeschlagen und habe den Tod der Mutter und ihrer vier Kinder verursacht. Die israelische Armee, die am Montag mit Panzern bei Beit Hanun in den Gazastreifen eingedrungen war, wies jede Verantwortung für den Vorfall von sich. Eine israelische Armeesprecherin erklärte am Montag, die Familie sei durch eine Sekundärexplosion in den Tod gerissen worden, die durch den Treffer einer israelischen Rakete auf zwei Sprengstoff mit sich führende Kämpfer ausgelöst worden sei.
Ein Augenschein vor Ort lässt vermuten, dass zwar eine Tasche mit Waffen von einer Rakete getroffen wurde, die Familie aber bei der Explosion einer zweiten Rakete an ihrer Haustüre ums Leben kam. Vor dem einstöckigen Backsteinhaus der Familie Abu Megteg trauern die Verwandten der Beduinen-Familie um die Toten. Dort, wo die Tür des Hauses war, hängt einen Tag nach dem tragischen Vorfall ein violettes Tuch. Die Metalltür liegt in Stücke gerissen im Hauseingang, wo die Mutter und ihre Kinder gefrühstückt hatten. An der Türschwelle befindet sich ein Loch, nicht grösser als ein Teller. Dreissig Meter vom Haus entfernt befindet sich ein weiteres Loch im Boden. Verbrannte Stofffetzen liegen wenige Meter daneben.
Mohammed al-Falluj, ein Nachbar, hat den Vorfall am Montagmorgen beobachtet. Er sagt, die erste Rakete sei neben der Tasche eingeschlagen, die Ibrahim Hajuj dreissig Meter vom Haus entfernt abgestellt habe. Darin hätten sich eine Panzerfaust und Kalaschnikow-Gewehre befunden. Beim Einschlag habe es keine Explosion gegeben, nur ein kleines Feuer. Zum Beweis holt Falluj die schwarz verrusste Panzerfaust, die er in einem Sack aufbewahrt hat, aus seinem Haus. Hajuj sei dabei gewesen, Süssigkeiten zu verteilen, um einen erfolgreichen Angriff von Milizionären des Islamischen Jihad auf zwei israelische Soldaten zu feiern. Als Hajuj an der Türschwelle des Hauses der Abu Megteg gestanden sei, berichtet der Zeuge, sei die zweite Rakete eingeschlagen, habe den Jihad-Kämpfer getötet, die Tür in Stücke gerissen, und die herumfliegenden Metallstücke hätten die Mutter und ihre vier Kinder getötet. Falluj sagt, Hajuj habe keine Waffen und keine Tasche getragen, als er das Haus habe betreten wollen.
Gefechte über das ganze Wochenende
In den vergangenen Tagen sind im Ganzen sieben Kinder bei israelischen Militärschlägen getötet worden, so am Sonntag ein 14-jähriges Mädchen, als eine israelische Rakete ihr Haus traf. Die israelischen Einfälle hatten begonnen, nachdem Israel am Freitag das Angebot der Hamas für einen sechsmonatigen Waffenstillstand abgelehnt hatte. Die Hamas hatte als Gegenleistung zu einer Einstellung der Angriffe mit Kassam-Raketen verlangt, dass Israel die Grenzen des Gazastreifens öffnet und Angriffe im Gazastreifen beendet. Von Freitag bis Montag war der Grenzübergang Erez wegen der militärischen Operationen geschlossen geblieben. Am Montag wurde das Tor von Erez nur für einen Militärlastwagen geöffnet, der rund 30 junge Palästinenser transportierte, die von den Israeli gefangen genommen worden waren. Die Augen der Gefangenen waren mit einer Binde verdeckt, die Hände auf dem Rücken gefesselt.